Beate Rühmkorf
Sommer 2004-08-09
Günter Ludwig
, so höre ich, beschäftigt sich mit
Mohn, zeichnet, koloriert - Blumen!
Höchst erstaunlich, fast unglaublich nach allem,
was man bisher von ihm kennt. Denn noch im Jahre 2003 schrieb Roland
Schreyer über den Künstler: "Was jetzt entsteht, ist meist düster,
grob, fast nicht gefällig..." Analysiert man jedoch die Entwicklung
seiner Arbeiten :die ersten Zeichnungen, die Radierungen, die
Fotografien und die Verwendung der grafischen Mittel des Computers,
so kann man trotz des düster-pessimistischem Grundtons der letzten
Jahre schon einmal 1994 -eine Verwendung von mehr Farbe feststellen
Und nun im Juni 2004 ist sie wieder da im Rot des wilden Mohns, des
Klatschmohns, ein Meer von Rot! Fast scheint er ganz darin
einzutauchen in diesem intensivsten aller Rot -Töne. Wie ein Rausch
ist es, - ein Rausch des wieder gefundenen Lebens?
Schauen wir auf die Symbolik, so finden wir, dass der rote Mohn ein
Zeichen der Göttin Demeter war, während der Schlafmohn mit seinen
blasslila Blüten dem Gott Morpheus beigeben wurde. Demeter, Göttin
der Fruchtbarkeit, die nährende Mutter hat die Macht über das Werden
und Vergehen im Kreislauf der Natur. Aber auch ihre Tochter
Persephone wird oft dargestellt mit den Blüten des roten Mohns. Sie
das zarte junge Mädchen, das beim Pflücken eben dieser Blume von
Hades , dem Gott der Unterwelt geraubt wird , hinterlässt in Demeter
eine untröstliche Mutter. Erst als diese androht, alle Ernten zu
verderben, überredet Zeus Hades, seine Gattin Persephone für einen
Teil des Jahres bei ihrer Mutter leben zu lassen.
Wie dieser alte Mythos vereinigt die Blume in sich das Rot allen
Lebens ( Demeter), in den verletzlichen Blütenblättern, die in ihrer
Mitte den schwarzen Stempel des Hades tragen,. das Mädchen
Persephone. Eine komplexe Symbolik, die die Seele des Künstlers
gewählt hat um das auszudrücken, was neu für ihn ist: Ein
intensiveres Lebensgefühl, einen ganz anderen Aspekt des Seins.
Es scheint, als ob die in seinen Arbeiten immer wiederkehrende
Sehnsucht nach dem Weiblichen und dessen erotischer Dimension ihn
noch tiefer eintauchen lässt in die Geheimnisse des Lebens. Nicht
mehr düster Bedrückendes sondern ein Jubeln, eine Hinwendung zur
Freude drückt sich aus in den geöffneten Mohnblüten.
„Wenn ich zeichne“ sagt der Künstler , „bin ich der Mohn Ich brauche
einen schnellen, kräftigen Strich um dieses zappelige Gefühl in mir
zu bannen..“ Ist das getan, so arbeitet er mit der für ihn neuen
Softpastellkreide in mehreren Farbschichten, um die
leidenschaftliche Leuchtkraft der Farbe zu erreichen. Der Zeichner
bringt die Blumen oft vor einen sanfteren Hintergrund und /oder mit
filigranen Schriftzeichen in Verbindung. Auf diese Weise
intensiviert er die Verletzlichkeit, des sich so schnell
entblätternden Klatschmohns.
Vielleicht lässt sich abschließend sagen: Diese Mohnbilder sind so
etwas wie ein Aufbruch in ein neues Leben, das noch des Schutzes
bedarf.
Buch aufgeschlagen:
Schaut mir nach, aber folgt mir nicht.
Collage und Pastellzeichnung
Günter Ludwig 2005
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